qemu mit VNC in der Familie

Es gibt einen durchaus praktischen Nutzen von qemu mit VNC. Sagen wir mal, man hat eine vierköpfige Familie. Mutter, Vater und zwei Teenager. In der heutigen Zeit kann man Technik gar nicht schnell genug kaufen, um mit der rasanten Entwicklung Schritt zuhalten. Ausserdem ist es heute so, dass gerade auch die Kinder immer mehr im Internet recherchieren sollen. Mindestens ein Gerät mit Internet sollte also vorhanden sein.

Man könnte nun hingehen, ein guten Computer anschaffen und diesen in der Familie teilen. Der Streit ist vorprogrammiert! Dauernd werden Ansprüche an dem Computer geltend gemacht und jeder wird seine Gründe anführen und als besonders wichtig einstufen. Es mag Familien geben, wo das kein grosses Problem darstellt, doch in den meisten Fällen kommt es zum Krieg.

Wie könnte das Problem nun gelöst werden? Da hat man drei Optionen:

  1. Man spricht ein Machtwort, erstellt einen Nutzungsplan und jeder steht unter Zeitdruck. Nicht schön, aber könnte funktionieren.
  2. Anstelle eines wirklich guten Rechners, beschafft man vier Geräte aus dem mittleren Sektor. Funktioniert auch und ist, mit ein paar Abstrichen, auch durchaus akzeptabel. Wäre da nicht die Sache, dass die Technik einfach Gas gibt und die Hardware schon bald zu schwach werden könnte.
  3. Man besorgt doch einen starken Rechner, der für eine Zeit up to date bleibt und dazu noch vier Terminals. Die können schwach sein, solange ein Linux darauf läuft, spielt das keine wirkliche Rolle!

Wir wollen Option 3 näher unter die Lupe nehmen!

Hardware

Eine wirkliche Investition stellt eigentlich nur der Server dar. Der sollte Power haben! Dicker CPU, viel schneller Arbeitsspeicher und ausreichend Speicherplatz. Da muss der Geldbeutel entscheiden, wie viel möglich ist. Je mehr, je besser!

Die Terminals können kostengünstig sein. Vielleicht gebrauchte Laptops, irgendwelche Angebote vom Discounter, spielt alles keine wirkliche Rolle. Er sollte eine ausreichende Auflösung bieten und dazu in der Lage sein, einen VNC-Viewer unter Linux laufen zu lassen. Mehr wird davon nicht verlangt!

Bei mir sieht das so aus:

Mein Rechner, der auch als Server fungiert, hat folgende Hardware:

CPU: Intel® Core™ i3-2100 CPU @ 3.10GHz × 4
RAM: 6GB DDR3
HDD: runde 2 TB
Grafik: Nvidia GeForce GTX 1050ti

Die Terminals sind verschiedene Geräte. Ein älterer HP Laptop, ein Asus EeePC NetBook und selbst ein Sony Vario mit einem Intel Pentium M ist dabei.

Keine Luxusausstattung, aber es läuft! Mit etwas mehr Geld, kann man das natürlich deutlich besser aufstellen. Zumindest den Server, denn wie gesagt, bei den Terminals ist es relativ egal, was die unter der Haube haben.

Nun setze ich nicht qemu ein, um den Terminals einen VNC zu bieten, sondern starte die VNC-Server direkt unter meinem Linux. Aber auch nur, weil meine Kinder selbst im System nichts machen wollen. Die wollen ein bisschen Spielen, mal was recherchieren und mehr interessiert die nicht. Da man aber nicht darauf bauen kann, dass es in allen Fällen so ist, ist der Einsatz von qemu als VNC-Server durchaus vorteilhaft!

Warum qemu als VNC-Server?

Die Frage ist einfach zu beantworten. Nicht immer will jeder das gleiche System und nicht immer ist es gewünscht, den “Administrator” zu rufen, wenn man etwas installieren möchte.  Oder, es wird für die Schule, Berufsschule, oder warum auch immer Software vorausgesetzt, die nur unter einem bestimmten System lauffähig ist. Der eine braucht also Windows, wieder ein anderer ist da flexibel, vielleicht wird MacOS benötigt, oder einer will AROS, oder etwas ähnliches. Vielleicht will auch einer den Computer nutzen, als wäre er ein Handy und möchte lieber Android?

Hier kommt jetzt qemu ins Spiel!

Software

Der Server kann vollständig minimalistisch aufgesetzt werden. Er muss nur qemu starten können, mehr braucht er nicht zu machen! Mehr soll er auch gar nicht machen, denn je weniger er arbeiten muss, desto mehr Leistung steht für die VNC-Server zurecht.

Man startet nun vier Gast-Systeme und lässt sie einen VNC-Server starten. Die Systeme können skaliert und den Bedürfnissen der jeweiligen Benutzer angepasst werden. Die Frau will vielleicht nur surfen, man selbst braucht Leistung für Grafik, 3D-Anwendungen und ähnliches, eines der Kids guckt nur YouTube und will ein bisschen zocken, während das andere Kind definitiv ein Windows braucht, mit Office und allem was dazugehört.

Angenommen, man hat einen richtig starken Server, dann könnte man sich selbst 4 – 8 Kerne spendieren, 8GB Arbeitsspeicher und viel Festplattenplatz. Der Frau reichen 2 Kerne mit 2 – 4 GB Arbeitsspeicher und nur etwas Platz, um vielleicht etwas herunterzuladen, für das erste Kind kommt eine ähnliche Konfiguration zum tragen und das letzte Kind bekommt auch 4 – 8 Kerne und entsprechend Arbeitsspeicher.

Die Festplatten werden als Images angelegt und können bei Bedarf auch vergrössert werden. Hier kommt dann noch ein gewaltiger Vorteil zum Vorschein. Ein Backup ist unglaublich einfach zu erstellen! Einfach das Image kopieren und man ist fertig! Das kann man auch beispielsweise dafür nutzen, nur einmal ein System aufzusetzen und es sowohl der Frau, wie auch dem einen Kind zugänglich zu machen. Einmal installiert, Image kopiert und schon hat man zwei fertige Systeme, die sofort gestartet werden können!

Noch angenehm ist, man muss nicht an die Terminals, um sie zu installieren. Das macht man einfach alles an einem Platz, von dem aus man auf den Server zugreifen kann und muss nicht dauernd hin und her rennen.

Sich selbst installiert man vielleicht Gentoo, Frau und einem Kind Mint und Kind Nummer 2 bekommt sein Windows. Zur Sicherheit kann man davon direkt ein Backup machen und falls man sein System zerlegt, hat man hinterher ein Neues am Start. Einfach und effizient!

So. Nachdem alles installiert und die Gast-Systeme gestartet wurden, greifen die Terminals nun auf ihren Server zu. Im Vollbildmodus und dem heimischen Netzwerk merkt man gar nicht, dass man nicht lokal arbeitet!

Man kann aber auch, was ich ebenfalls als grossen Vorteil ansehe, von ausserhalb auf sein System zugreifen! Wo auch immer ein VNC-Viewer bereitsteht und man mit dem Internet verbinden ist, kann man sich in seinen Server einloggen! Man selbst arbeitet vielleicht in einem Büro und kann die Mittagspause, oder einen Leerlauf dazu nutzen, zuhause etwas zu arbeiten. Kind Nummer 2 kann vielleicht einem Freund von dessen Rechner aus zeigen, was er bei sich zuhause gemacht hat und ähnliches. Viele, viele Vorteile. In dem Fall aber bitte darauf achten, dass man nicht ohne gutes Passwort auf das System zugreifen kann. Sonst drohen entsprechende Konsequenzen!

Nun kann die Spielerei losgehen! Frau und Kind können surfen, in YouTube Filme schauen, recherchieren, Texte schreiben, Tabellen erstellen, oder was auch immer. Kind Nummer 2 kann seine Software herunterladen und installieren und man selbst wird auch wissen, was man machen will.

Neben der Installation verschiedener Betriebssysteme, der einfachen Backup-Möglichkeit und der Möglichkeit, ein System für mehrere Gäste aufzusetzen, gibt es aber noch einen Vorteil!

Es spielt keine Rolle, ob ein System sich verabschiedet, irgendwelche Viren eingeschleppt, oder das System aus einem sonstigen Grund nicht mehr benutzbar geworden ist! Das betrifft dann nur dieses eine System und den Schuldigen! Im Unterschied zu meiner Variante, wo eine Beschädigung des Systems gleich alle betreffen würde, fällt mit der Gast-Lösung nur ein System aus. Macht man regelmässige Backups, ist das auch kein Problem! Kaputtes Image löschen, Backup kopieren, entsprechend benennen und die Kiste läuft wieder!

Einschränkungen

Leider ist auch diese Variante nicht die eierlegende Wollmilchsau! Es gibt Abstriche, die man machen muss! So scheint die Hardwarebeschleunigung dabei nicht gerade die Beste zu sein. Da fehlt mir leider die Erfahrung, aber daran arbeite ich gerade. Es kann also sein, dass Spiele mit hoher Grafikanforderung nicht, nicht gut, oder nur unspielbar betrieben werden können!

Man hat keinen Zugriff auf die Hardware. Sprich, man kann nicht einfach einen USB-Stick anstecken und davon etwas installieren, oder etwas darauf speichern. Gleiches gilt natürlich für CD/DVD/Blueray. Während man sich wegen einer Installation weniger Sorgen machen muss, schliesslich findet man eigentlich alles im Netz, oder installiert es über den Paketmanager, will man doch mal Bilder, Videos, oder ähnliches auf einem Stick, oder einer Karte speichern. Das fällt flach! Dafür gibt es zwar Möglichkeiten, aber die habe ich noch nicht getestet. Sobald ich jedoch weiss, wie man das bewerkstelligen kann, werde ich einen entsprechenden Beitrag bringen!

Dann wäre da noch eine Sache mit dem Netzwerk. Qemu startet mit dem Parameter -net nic -net user immer ein eigenes Netzwerk. Das sieht man auch, wenn man die IP des Rechners abruft. Das heisst, die Rechner können sich untereinander nicht sehen und finden auch keine Netzwerkdrucker, oder andere Netzwerkgeräte im heimischen Netzwerk. Das kann man jedoch mit VPN, oder einer Netzwerkbrücke umgehen. Auch dazu werde ich noch einen eigenen Beitrag bringen.

Was noch?

Es gibt noch einiges, was man auf diese Weise realisieren kann. Beispielsweise will man vielleicht ein eigenes System haben, in welchem man geschäftliche Aktivitäten abwickelt. Wo das Passwort für Online-Banking gespeichert ist, sonstige sensible Daten zu finden sind und ähnliches. Mit qemu bastelt man sich dann einfach ein entsprechendes System zusammen, macht dort nur sensible Sachen und benutzt ansonsten ein anderes System, wo es keine Rolle spielt, wer davor sitzt.

Oder, man bekommt öfter Besuch und will nicht, dass die irgendetwas durchsuchen, aber dennoch Zugriff auf den Rechner haben dürfen. Man kann ihnen ein System einrichten, wo sie sich voll austoben können.

Es gibt so viel, was man auf diese Weise realisieren kann. Der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Ein eigenes System nur für Spiele, eins nur für Bürokram, ein anderes rein zum surfen. Alles kein Problem und in wenigen Minuten realisiert! 

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert