Ein echtes OS unter VirtualBox?

Um das direkt zu klären, natürlich ist ein OS, welches man in einer virtuellen Umgebung installiert, ebenfalls ein echtes OS. Hier soll es aber darum gehen, ein OS, welches nativ auf einem Computer installiert wurde, in einer virtuellen Umgebung auszuführen. Deshalb sage ich “echtes OS”.

Warum sollte man?

Warum sollte man ein “echtes OS” in einer virtuellen Umgebung starten wollen? Eine gute Frage, denn wenn es ja auf einem richtigen Computer installiert wurde, kann man es doch auch dort benutzen, oder?

Ja, im Prinzip ist das richtig. Dennoch gibt es da Gründe, warum man gerne ein echtes OS in eine virtuelle Umgebung zwingen möchte. Ich habe zumindest für mich einen solchen Grund gefunden.

Auslöser daran ist Epic mit ihren gratis Spielen jede Woche. Zum Beispiel ARK, oder Civilisation VI. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Gut, ARK spiele ich eigentlich mit Steam unter Linux, doch Civilisation wollte einfach nicht unter Linux laufen. Keine Chance, egal was ich versucht habe. Was also tun?

Nun, ich habe aus meinem NetBook einst die Festplatte gegen eine SSD getauscht. Die alte Platte lag von da an auf dem Regal. Die habe ich jetzt einfach in ein externes Gehäuse gesteckt und unter Windows 10 (zweites OS auf meinem Laptop) Windows 10 Pro als “Windows to go” installiert. Ergo, ich habe jetzt auch ein natives Windows, mit dem ich zum Beispiel Civilisation spielen kann.

Problem an der Sache, natürlich wollte Windows Updates und was weiss ich. Ergo, in der Zeit war ich nicht in der Lage, mit meinem Linux etwas zu arbeiten. Eine echt bescheidene Situation, wie ich finde. Da kam für mich die Frage auf, kann ich denn nicht das installierte Windows virtualisieren?

Und es startet doch!

Ich bin ja bekannt dafür ein Noob zu sein, was Suchmaschinen angeht. Von daher ist es vielleicht für einige unverständlich, warum ich mich bei der Suche nach einer Lösung so schwer getan habe.

Die Quintessenz von dem, was ich da so auf Anhieb gefunden habe war einfach. Es funktioniert nicht, da sowohl qemu wie auch VirtualBox keine physischen Festplatten verwenden können. Damit wollte ich mich aber nicht abfinden!

Ich habe gesucht und leider muss ich sagen, Ergebnisse habe ich nur für VirtualBox gefunden, dabei laufen die meisten meiner virtuellen Maschinen doch unter qemu. Aber egal, VirtualBox benutze ich schliesslich auch.

Also hab ich angefangen zu experimentieren. So habe ich herausgefunden, dass man einen physikalischen USB-Stick tatsächlich als Laufwerk in VirtualBox einbinden kann und siehe da, so habe ich schlussendlich auch die Kiste ins Rollen gebracht.

Eine nicht physische physische Festplatte

Ein Knackpunkt an der Geschichte war, wie kriegt man eine physische Festplatte so gebogen, dass VirtualBox sie benutzen kann? Nun, eigentlich ist das gar nicht so schwer.

Aber! VirtualBox steht ja im Ruf vorwiegend von denen benutzt zu werden, die lieber mit der Mouse arbeiten, also nicht so gerne tippen. Das wird hier aber nicht funktionieren. Hier muss man in den Terminal.

Schritt 1: Hinsetzen

Das ist eine kleine Anspielung auf den Film “Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden kisten”.

Schritt 2: Die ID der Festplatte herausfinden

Das ist bei mir ziemlich einfach. Ich habe zwar einige Platten eingebaut, aber nur eine sitzt am USB.

ls -l /dev/disk/by-id/ | grep usb

Die ID der kompletten Platte ist wichtig, nicht einzelner Partitionen! Also das, was ich rot umrahmt habe.

Wer jedoch keine USB-Platte verwendet, sondern eine fest installierte, der muss

| grep usb

weglassen. Das “|” ist übrigens kein i, oder l, sondern das Zeichen welches man mit “STRG + <” bekommt!

Die ID haben wir jetzt also, jetzt müssen wir daraus etwas basteln, was VirtualBox auch versteht.

Schritt 3: Physische Platte für VirtualBox verwendbar machen

Achtung! Hierfür braucht man Administrator-Rechte!

Zuerst wechsel ich mal in das Verzeichnis, wo die Datei später auch sein soll. Das erspart mir die Eingabe eines Pfades. Wo man die Datei schliesslich speichert, ist völlig egal.

Jetzt brauchen wir das Programm “vboxmanage”, welche bei der Installation von VirtualBox dabei ist. Der Befehl sieht dann so aus:

sudo vboxmanage internalcommands createrawvmdk -filename usbdisk.vmdk -rawdisk /dev/disk/by-id/usb-SAMSUNG_HM160HC_5812271602C2-0\:0

Für jene, die nicht so gerne tippen, hier eine Variante, die ihr kopieren und einfügen könnt. Ihr müsst lediglich die ID, die ihr bei Schritt 2 kopieren könnt, einfügen.

sudo vboxmanage internalcommands createrawvmdk -filename usbdisk.vmdk -rawdisk 

Wichtig, ihr müsst auch das Leerzeichen am Ende mitkopieren, oder nach dem Einfügen selbst einsetzen!

Hat alles geklappt, dann sieht das so aus. Wir haben also aus der physischen Festplatte eine VMDK Datei gemacht. Die wird aber wirklich nur dafür gebraucht, um für VirtualBox eine Datei bereitzustellen. Gearbeitet wird definitiv direkt auf dem physischen Laufwerk!

Schritt 4: VirtualBox einrichten

Zuerst startet man VirtualBox. Aber ich denke, soweit ist wohl jeder schon selbst gekommen. Aber, man muss VirtualBox mit Administrator-Rechte öffnen, da man ansonsten nicht auf die Festplatte zugreifen kann.

sudo VirtualBox

Hat man das, klickt man oben auf “Neu”

Ich nenne die virtuelle Maschine einfach RealWin10. Der Name ist aber völlig egal, da kann jeder so kreativ sein wie er will.

Speicher kriegt das gute Ding 4GB, sollte ja für mein Anliegen reichen.

Jetzt wird es ein bisschen kniffliger. Aber nicht viel. Wir müssen hier jetzt die erstellte VMDK einfügen. Also erst wählen wir aus, dass eine bestehende Platte genutzt werden soll und dann hinten auf den kleinen Ordner klicken. Beides von mir rot umrahmt.

Hier dann auf “Hinzufügen” klicken, da die Datei wohl kaum schon einmal eingefügt worden ist.

Hier muss man dann die VMDK Datei auswählen, die wir erstellt haben. Wer sich nun wundert, dass auf einmal die zuvor gesehenen Platten weg sind, den kann ich beruhigen. Die Bilder bis hier her habe ich gemacht und selbst vergessen VirtualBox mit Root-Rechten zu starten. Also keine Sorge, wenn ihr hier eine VMDK Datei einfügt, verschwindet nicht automatisch alles andere!

Soweit so gut. Bis hier hin hat dann ja alles geklappt, aber ein paar Dinge sind noch einzustellen.

Windows 10 wird ja immer so installiert, dass es UEFI zum booten benutzt. Also muss auch VirtualBox das berücksichtigen. Einfach ein Haken bei “EFI sktiveren (nur spezielle Gäste)”.

Ausserdem scheint es doch von Vorteil zu sein, mindestens 2 CPUs einzustellen.

So. Hat jetzt alles geklappt? Dann sollte man die Kiste ja starten können, oder?

Geil, oder? Warum da jetzt aber VirtualBox steht und nicht Windows, ist mir ein Rätsal. Auch die komischen Meldungen oben kann man eigentlich getrost ignorieren. Aber man baucht doch etwas Geduld.

Yeah! Hat geklappt! Jetzt noch schnell einloggen!

Geil, oder? Auch wenn das Fenster hier recht klein ist und die Icons links am Rand, wenn ich Windows dann wieder direkt boote ist die alte Auflösung wieder da und die Icons dort, wo ich sie haben will.

Toll! Und jetzt?

Also, spielen würde ich damit nicht. Ich habe es spasseshalber mal versucht, Civilisation startet auch, aber schön ist anders.

Was man aber durchaus problemlos machen kann sind zum Beispiel Updates. Oder irgendwas installieren. Eben all so zeug, wo selbstständig abläuft. Das kann man nun bequem virtualisiert erledigen, ohne damit den Rechner zu blockieren. Finde ich persönlich echt praktisch!

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wenn man beruflich zum Beispiel Programme nutzen muss, die unter Linux einfach nicht laufen wollen, man selbst aber eigentlich Linux bevorzugt, man so mit den Programmen auch arbeiten kann, während man eigentlich unter Linux unterwegs ist.

Generell denke ich aber, die Möglichkeiten, die sich hier bieten, sind gross!

Android mit VirtualBox

Meine Schritt für Schritt Anleitung zu Android mit Qemu erfreut sich ja angenehmer Beliebtheit. Es gibt jedoch immer wieder ein paar Fragen nach VirtualBox und wie man Android dort installiert. Offensichtlich ist tatsächlich die Benutzeroberfläche ausschlaggebend, ob jemand Qemu oder VirtualBox benutzen möchte. Aber gut, jeder wie er will.

Hier folgt nun die Schritt für Schritt Anleitung, wie man Android unter VirtualBox zum laufen bringt. Ich weise aber gleich darauf hin, in einigen Punkten werde ich auf die bestehende Anleitung verweisen, da es exakt das Gleiche ist.

Vorbereitung

Viel vorzubereiten gibt es bei der Geschichte nicht. VirtualBox muss installiert sein und man braucht eine ISO, von welcher aus man Android installieren kann.

Wie man VirtualBox installiert beschreibe ich nicht. Es gibt so viele Wege bei den verschiedenen Betriebssystemen, dass es schon ein kleines Buch werden würde, alles zu beschreiben. Ausserdem glaube ich, wer sich an Virtualisierung versucht, der weiss auch wie man so ein Programm installiert!

Dann braucht man eben noch die entsprechende ISO. Für dieses Beispiel verwende ich die ISO

android-x86_64-9.0-r2.iso

Diese habe ich hier heruntergeladen. Es sollte aber auch mit späteren Versionen genauso funktionieren, zumindest nehme ich das mal stark an!

Maschine in VirtualBox einrichten

Bei mir fängt das so an. Noch keine Maschine eingerichtet, VirtualBox ist quasi noch Jungfrau. Genau das werde ich aber jetzt ändern! Dafür einfach oben auf Neu klicken.

Hier müssen jetzt ein paar Einstellungen getroffen werden. Oben geht es los! Dabei ist der Name absolut irrelevant. Da kann alles stehen, es geht nur um einen für VirtualBox verwendeten Namen.

Den Ordner kann man auf den Standardwerten lassen. Ich ändere das gerne, da ich meine eigenen Verzeichnisse für die verschiedenen OS habe.

Als Typ muss man Linux angeben und bei Version Linux 2.6 / 3.x / 4.x (64-bit). Das kann man aber auch später noch ändern. Aber, auf diese Weise funktioniert es.

Dann “Weiter >“.

Nun gibt man an, wie viel Speicher Android haben soll. Ich spendiere ihm 4GB, also 4096MB. Das kann aber jeder nach den Ressourcen seines Rechners selbst entscheiden. Zu wenig sollte es nicht sein, sonst funktioniert es unter Umständen nicht.

Die liebe Festplatte. Keine zu nutzen wäre ein bisschen bescheuert finde ich und da noch keine vorhanden ist, zumindest für dieses Beispiel, muss ich eben eine erzeugen.

Welcher Typ soll es sein? Ich bleibe da bei VDI, denn da weiss ich, dass ich sie auch mit Qemu nutzen kann.

Art der Speicherung. Es ist natürlich schön, wenn man wirklich nur den Festplattenspeicher verliert, den man in der virtuellen Maschine auch wirklich nutzt. Da aber nur neuer Speicher hinzugefügt und keiner mehr freigegeben wird und man der Platte ohnehin eine Grösse geben muss, benutze ich die feste Größe.

Das Verzeichnis für die VDI Datei wird automatisch vergeben. Das kann man ändern, muss man aber nicht. Ich tue es nicht.

Als Grösse bleibe ich bei meinen 10GB. Das hat für Android bislang immer gereicht.

So. Die Kiste ist einsatzbereit und wartet darauf gestartet zu werden. Also, ein kleiner Druck oben auf Start und es geht los!

Die virtuelle Festplatte ist unbenutzt, es liegt keine ISO zum starten bereit, kein Wunder, dass da nachgefragt wird, von wo aus gebootet werden soll. Dort wählt man die entsprechende ISO aus und startet.

Geht doch! Bevor das aber nun installiert wird, schaue ich mal nach, ob es auch funktioniert und starte Android ohne Installation.

Ach du Schreck! Da stimmt wohl was nicht! Nur was?

Erst einmal die virtuelle Maschine ausschalten (Einfach das Fenster schliessen) und in die Einstellungen der Maschine.

Bei den Einstellungen unter Anzeige findet sich der Grafik-Controller. Diesen muss man umstellen auf VBoxVGA.

Dann der nächste Versuch!

Schon klappt der Mist! Warum auch immer man das auf VGA umstellen muss weiss ich zwar nicht, aber es funktioniert und das reicht mir!

Einwandfrei! Nun also die Kiste wieder ausschalten, neu starten und die Installation auswählen! Diese ist die Gleiche wie in der Anleitung für Qemu, die ich oben verlinkt habe. Das spare ich mir also hier.

Nach dem Befolgen der Qemu Anleitung

So. Jetzt könnte man auf Reboot gehen und OK anwählen um dann zu merken, der bootet wieder von der ISO. Das wollen wir aber nicht!

Leider konnte ich kein Bild davon machen, deshalb muss ich es so erklären. Oben im Menü geht es los.

Geräte -> Optische Laufwerke

Dort ist die ISO aufgeführt, die man zum installieren benutzt hat mit einem Haken davor. Der muss weg und fertig.

Nun kann man die Installation neu booten.

Geschafft! Jetzt noch alles einrichten und Spass haben! Ich hoffe, euch damit ein bisschen geholfen zu haben und da ich jetzt VirtualBox eh installiert habe, werde ich wohl hier und da noch ein paar kleine Anleitungen zu bringen.

Bis dahin viel Spass mit Android!